Sonntag, 3. März 2013
Eines tun sie nicht [Soren Kierkegaard]
"Die Christen leben wie die Gänse auf einem Hof. An jedem siebten Tag wird eine Parade abgehalten und der beredsamste Gänderich steht auf dem Zaun und schnattert über das Wunder der Gänse, erzählt von den Taten der Vorfahren, die einst zu fliegen wagten, und lobt die Barmherzigkeit des Schöpfers, der den Gänsen Flügel und den Instinkt zum Fliegen gab. Die Gänse sind tief gerührt, senken in Ergriffenheit die Köpfe und loben die Predigt und den beredten Gänserich. Aber das ist auch alles. Eines tun sie nicht - sie fliegen nicht; sie gehen zu ihrem Mittagsmahl. Sie fliegen nicht, denn das Korn ist gut und der Hof ist sicher.

Nach Soren Kierkegaard, dem dänischen Philosophen, Theologen und Schriftsteller, aus Fastenkalender zur Fastenaktion der evang. Kirche mit dem Thema: "Riskier was, Mensch! 7 Wochen ohne Vorsicht"

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Die Kraft der Berührung
Gerade war ich joggen und als ich nahe dem Mundenhof durch den Wald lief, bremste ich ab und ging in gemütlichen, das schöne Wetter genießenden Schrittes weiter. Wie so oft genoss ich das Schauspiel der Natur und ihre Vielfalt. Die Sonnenstrahlen die durch die kahlen, knorpeligen Blätter hindurch fallen, das grüne Moos das über die raue Rinde der trist braunen und grauen Bäume wächst. Das zwitschern der Vögel, das Rascheln der Blätter im Wind, das Knirschen des Laubes unter meinen Schritten.
Aber diesmal wollte ich nicht nur schauen und auf mich wirken lassen, sondern ich wollte selbst aktiv werden. Ich ging als zum ersten Baum und strich langsam mit meiner Hand über seine Rinde. Was für ein schönes Gefühl etwas mit den Händen zu machen! Das mache ich so selten bewusst. Meist benutzte ich sie nur für praktische Dinge, nicht aber um etwas einfach zu betasten, zu erfühle, bewusst zu spüren. Dieser Sinn steht bei mir so oft auf dem Abstellgleis. Ich betastete noch ein paar weitere Bäume und alle fühlte sich ein bisschen unterschiedlich an. Es war für mich wie eine neue (vergessene?) Dimension des Erlebens. Einen Baum umarmte ich, weil ich ihn nicht nur mit meinen Händen, sondern mit meinem ganzen Körper fühlen wollte. Ich berührte auch den Boden, das Moos, das Laub auf dem Boden, den Dreck auf dem Pfad auf dem ich lief. Unendlich viele Dinge, die es zu berühren, zu erspüren gibt!
Und was es für einen Spaß macht. Wie ich mich plötzlich mit den Bäumen verbunden gefühlt habe. Fast als ob sie meine Freunde wären, an die ich mich anlehnen kann, die mich stützen, mir Kraft und Zuwendung geben.
Ich frage mich warum ich irgendwann aufgehört habe so etwas zu tun? Ist das nicht was Kinder die ganze Zeit machen? Sie wollen alles berühren, ausprobieren. Sie haben Spaß an allen Dingen und bei vielen Dingen schütteln wir „Erwachsene“ nur den Kopf und können es nicht verstehen. Wir fragen uns, warum Kinder Dreck essen, allerhand ekliges Getier betatschen, sich immer schmutzig machen. Dabei sollte wir uns vielleicht fragen, warum wir das nicht mehr machen? Was haben wir erlebt, was haben wir verloren dass wir so anders geworden sind?

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Über den Tod [Hannah Arendt]
"Beklage dich nicht wenn etwas genommen wird, das dir gegeben war, das du aber nicht notwendigerweise besaßt. Und vergiss nicht, um genommen zu werden muss es erst gegeben werden. Wenn du zu besitzen glaubst, wenn du vergessen hast, dass es gegeben war, dann ist es eben schlimm für dich."

Hannah Arendt, Brief an Mary McCarthy vom 22.Januar 1972, S.442

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