Freitag, 16. Mai 2014
Gedanke des Tages
Aktivität [im modernen Sinne] ist allgemein gesprochen gesellschaftlich anerkanntes, zweckmäßiges Verhalten, das entsprechende gesellschaftlich nützliche Veränderung bewirkt.
Aktivität in diesem Sinne bezieht sich nur auf Verhalten, nicht auf die Person, die sich in einer bestimmten Weise verhält. Es wird nicht differenziert, ob ein Menschn aktiv ist, weil er wie ein Sklave durch äußere Mächte dazu gezwungen wird oder weil er wie ein von Angst getriebener Mensch unter innerem Zwang steht. Es ist gleichgültig, ob er an seiner Arbeit interessiert ist [...] oder ob er keine innere Beziehung zu seiner Tätigkeit hat und keine Befriedigung durch sie erfährt.
Aktivtät in modernen Sinne unterscheidet nicht zwischen Tätigsein und bloßer Geschäftigkeit.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S.90

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Donnerstag, 15. Mai 2014
Gedanke des Tages
In der Existenzweise des Habens herrscht das tote Wort, in der des Seins die lebendige Erfahrung, für die es keinen Ausruck gibt. (Natürlich zählt auch das lebendige und produktive Denken zum Sein)

Erich Fromm - Haben oder Sein, S.89

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Donnerstag, 15. Mai 2014
Gedanke des Tages
Wesentliches Merkmal der Existenzweise des Seins ist die Aktivität, nicht im Sinne von Geschäftigkeit, sondern im Sinne eines inneren Tätigseins, dem produktiven Gebrauch menschlicher Kräfte. Tätigseins heißt, seinen Anlagen, seinen Talenten, dem Reichtum menschlicher Gaben Ausdruck zu verleihen. Es bedeutet, sich selbst zu erneuern, zu wachsen, sich zu verströmen, zu lieben, das Gefängnis des eigenen isolierten Ichs zu transzendieren, sich zu interessieren, zu lauschen, zu geben.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S. 89

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Dienstag, 13. Mai 2014
Gedanke des Tages
Mein gesamtes Ich, meine Individualität in allen ihren Ausformungen, mein So-Sein, das so einmalig ist, wie meine Fingerabdrücke, ist niemals vollkommen erfassbar, nicht einmal auf dem Wege der Einfühlung, denn es gibt keine zwei Menschen, die vollkommen identisch sind. Nur durch den Prozess lebendigen Aufeinander-Bezogenseins überwinden der andere und ich die Schranken undseres Getrenntseins, solange wir beide am Tanz des Lebens teilnehmen. Völlige Gegenseitige Identifikation kann jedoch nie erreicht werden.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S.88

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Montag, 12. Mai 2014
Gedanke des Tages
Haben bezieht sich auf Dinge, und Dinge sind konkret und beschreibbar. Sein bezieht sich auf Erlebnisse, und diese sind im Prinzip nicht beschreibbar. Durchaus beschreibbar ist die Persona, die Maske, die wir alle tragen, das Ich, das wir vorgeben, denn diese Persona ist selbst ein Ding. Aber im Gegensatz dazu, ist der lebendige Mensch kein totes Bildwerk und kann nicht wie ein Ding beschrieben werden. Eigentlich kann man ihn überhaupt nicht beschreiben.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S.88

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Sonntag, 11. Mai 2014
Gedanke des Tages
Wenn es nur funktionalen und zum persönlichem Gebrauch bestimmten Besitz gibt, dann wirft es kein gesellschaftliches Problem auf, ob der eine etwas mehr als der andere hat, denn da Besitz unwesentlich ist, gedeiht der Neid nicht. Auf der anderen Seite verraten jene, die Gerechtigkeit im Sinn absolut gleicher Verteilung aller Güter fordern, dass die Orientierung am Haben ungebrochen ist und dass sie sie lediglich durch ihre Versessenheit auf völlige Gleichheit verleugnen.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S.86

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Samstag, 10. Mai 2014
Gedanke des Tages
Die Askese mit ihrem ständigen Kreisen um Verzicht und Entsagen ist möglicherweise nur die Kehrseite eines heftigen Verlangens nach Besitz und Konsum. Der Asket mag die Wünsche verdrängt haben, aber faktisch beschäftigt er sich gerade durch sein Bestreben, Besitz und Konsum zu unterdrücken, unausgesetzt mit diesem.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S. 86

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Freitag, 9. Mai 2014
Gedanke des Tages
Worauf es ankommt ist Freuds Auffassung, dass das Vorherrschen der Besitzorientierung kennzeichnend für die Periode vor dem Erreichen der vollständigen Reife sei und also pathologisch angesehen werden müsse, wenn es im späteren Leben dominierend bleibt. Mit anderen Worten, für Freud ist der ausschließlich mit Haben und Besitz beschäftigte Mesch psychisch krank und neurotisch; daraus folgt, dass eine Gesellschaft, in der die anale Charakterstruktur überwiegt, krank zu nennen ist.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S. 86

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Donnerstag, 8. Mai 2014
Gedanke des Tages
Der Name eines Menschen ruft die Illusion hervor, dass es sich um ein unsterbliches Wesen handle. Der Name wird zum Äquivalent des Menschen; der demosntriert, dass der Mensch eine bleibende, unzerstörbare Substanz und nicht ein Prozess ist.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S.83

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Mittwoch, 7. Mai 2014
Gedanke des Tages
Der Besitz von Privateigentum erfordert Macht, um es vor jenen zu schützen, die es uns wegnehmen wollen, denn genau wie wir bekommen auch sie nie genug. Der Wunsch, Privateigentum zu haben, erweckt den Wunsch in uns, Gewalt anzuwenden, um andere offen oder heimlich zu berauben. In der Existenzweise des Habens findet der Mensch sein Glück in der Überlegenheit gegenüber anderen, in seinem Machtbewusstsein und in letzter Kosequenz in seiner Fähigkeit, zu erobern, zu rauben und zu töten. In der Existenzweise des Seins liegt es im Lieben, Teilen und Geben.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S.83

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