Freitag, 1. März 2013
Gegen den Perfektionismus
Gerade habe ich den vorangehenden Text über körperliche und geistige Arbeit gelesen, weil ich ihn auf den Blog stellen wollte. Ich las ihn und mir kam die Einsicht, dass ich mit dem was ich da geschrieben hatte nicht mehr ganz übereinstimme. Da ich nicht aus den Blog stellen wollte, mit dem ich selbst nicht ganz übereinstimme, wollte ich den Text neu verfassen. Diesmal besser strukturiert, mit klarerer Absicht, klarerem Ziel, klarer Pointe. Ich fing also an, aber die Worte wollten nicht fließen. Es war mühsam. Immer wieder schrieb ich es um, wollte es besser strukturiert, leichter verständlich, perfekter machen. Zwischen drin kamen neue Fragen auf. Fragen nach der eigentlichen Bedeutung bestimmter Worte, die ich dort benutzte. Was meine ich zum Beispiel eigentlich genau mit Arbeit? Schnell verging mir die Lust. Ich fragte mich warum? Ich glaube es lag daran, dass ich nicht mehr meinem Gefühl folgte, sondern ich versuchte ein reines Gedankenkonstrukt zu formen, eine Theorie.
Was wollte ich eigentlich mit dem Text? Ist es denn wichtig, eine klare Definition eines Wortes zu haben? Wollte ich sichergehen, dass alles bis ins Detail erklärt ist, würde ich niemals fertig werden. Es ging mir doch darum meine Gedanken, Erfahrungen und Gefühle in diesem Text darzulegen. Und ich hatte auch das Gefühl, dass mir das gelungen war.
Der Text beschreibt einzig meine eigenen Erfahrungen in einer bestimmten Situation. Und das Wichtigste ist, dass Menschen die diesem Text lesen das wissen. Ziel solch eines Textes ist es nicht, etwas als wahr oder falsch zu beweisen, sondern etwas im Leser anzustoßen, Fragen aufzuwerfen, ihn auf neue Gedanken zu bringen. Und wenn ihm nicht klar ist, was ich meine, er es nicht versteht, dann kann, soll er fragen, nachforschen. Worauf es ankommt ist der Austausch von Erfahrungen und darauf diesen Austausch zu fördern. Habe ich mit meinem Text nur ein bisschen Interesse an einer Idee geweckt, dann ist es ein guter Text. Perfekt in dem Sinne, dass er genau beschreibt, was ich in dieser Situation empfunden habe, wird er nie sein und SOLL er auch gar nicht sein. Nie weiß ich ja, wie der Leser verstehen wird, was ich geschrieben habe. Und wenn es schon perfekt verständlich wäre, dann bräuchten wir auch den Austausch gar nicht mehr. Wie jammerschade wäre das. Denn was gibt es Schöneres als sich mit jemandem über dessen persönliche Erfahrungen auszutauschen?
Würde ich versuchen die Verständlichkeit des Textes zu perfektionieren, so würde ich die Rolle des Erzählers und des Zuhörers gleichzeitig einnehmen. Ich würde gewissermaßen mit mir selbst kommunizieren, mich in die Isolation treiben. Es fände kein Austausch statt und ich würde dabei auch nichts über mich lernen. Warum also das Ganze? Die Zeit die wir in sinnlosen Perfektionismus investieren sollte wir lieber in eine tiefere, ehrlichere, lebendigere Kommunikation mit anderen Menschen investieren!

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