Dienstag, 24. Juni 2014
Erich Fromm über Sünde
In der katholischen Theologie ist diese Form der Existenz - völlige Trennung und Entfremdung voneinander ohne die Brücke der Liebe - die Definition von "Hölle". [...] Wenn egozentrisches Getrenntsein eine Todsünde ist, dann wird diese Sünde durch den Akt des Liebens gesühnt (atoned). Das englische Wort atonement (Sühne, Versöhnung) drückt diese Auffassung aus, denn es kommt etymologisch von at-one-ment (zu einem werden), dem mittelenglischen Wort für Vereinigung. Die Sünde des Getrenntseins braucht nicht vergeben zu werden, da es sich nicht um einen Akt des Ungehorsams handelt, aber die muss geheilt werden, und Liebe, nicht Aufsichnehmen von Strafe, ist das Mittel zu ihrer Heilung.

Erich Fromm - Haben oder Sein, S.121

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